Lovecraft Country (2020) ★★★½
Eine Familie farbiger US Amerikaner erlebt eine Reihe mehr oder minder zusammenhängender übernatürlicher Ereignisse, die sie aus ihrer Normalität der 1950er herausholt während zeitgleich der starke Rassismus der Zeit einen großen Anteil der Probleme der Figuren ausmacht.
Ich kannte die Vorlage der Serie nicht und habe etwas Anderes erwartet, als ich bekommen habe. Der Auftakt ist wunderbar Lovecraft-inspiriert als sich die drei Hauptfiguren aufmachen durch's Land auf die Suche nach dem verschwundenen Vater des Protagonisten Atticus. Dabei stoßen sie direkt auf brutale weiße Rassisten inklusive eines Sheriffs des Hinterlands, der sich gar nicht gut auf Farbige zu sprechen weiß. Das Ende der ersten Folge gibt dann einen Ausblick auf die übernatürlichen Elemente der Serie als die Figuren im letzten Moment "gerettet" werden durch beep. :D
Spätestens ab der dritten Folge wird dann allerdings klar dass die Serie nur beschwerlich eine konträre Lovecraft Geschichte erzählt. Viel mehr fühlt es sich an wie ein Konglomerat aus vielen Stories, verbunden durch einen Metaplot außen herum dem nicht immer leicht zu folgen ist. Zeitgleich ist die Original-Synchro durch viel genuscheltes English auch für geübte Zuhörer schwer verständlich. So manches Mal fragten wir uns, was eigentlich gerade passiert ist oder welchen Teil wir verpasst haben, nur um festzustellen dass die Serie die Verbindung bewusst übersprungen hat.
Die Serie hat viele hübsche Effekte, die stellenweise sehr grotesk anzusehen sind. Wenn sich Menschen aus ihrer Haut schälen und blutige Hautlappen zurücklassen ist das selbst für Horror-Kenner schon ein starkes Stück. Leider sind die Geschichten der einzelnen Folgen von unterschiedlicher Qualität (meiner Meinung nach). Gerade nach dem starken Auftakt in Folge 1 und 2 bekam ich mit der darauffolgenden Episode einen starken Dämpfer bei dem ich nicht so recht verstand ob die Geschichte hier überhaupt noch zusammenhängt. Und so gab es mal bessere Momente, mal schlechtere.
Der Rassismus der Zeit nimmt einen großen Teil der Geschichte ein, das sollte dem geneigten Zuschauer ebenso bewusst sein. Es mag der Zeit entsprechen, aber in der gesamten Serie ist nicht ein weißer Mensch ohne bösartige Hintergedanken zu finden. Kann ich als Prämisse der Serie akzeptieren, ist für mich aber nichts was ich als Europäer allzu stark nachvollziehen kann. Es wirkt auf mich sehr abstoßend aber auch überzogen - und das obwohl ich weiß dass es so unschön war. Gut, dass wir unser Miteinander zumindest ein wenig zum Besseren ändern konnten die letzten Jahrzehnte, auch wenn wir noch viel zuviel davon in uns haben.
Als Lovecraft Fan hatte ich starke Erwartungen, die hier leider nicht getroffen wurden. Für meinen Geschmack lag der Fokus zu wenig auf Lovecraft'schem Horror und zu sehr auf Gesellschaftskritik. Das Urböse ist eben nach wie vor der Mensch. 7/10