Three Billboards Outside Ebbing, Missouri (2017) ★★★★½
Drei Werbetafeln sorgen für eine Spirale aus Gewalt und Rache in einem grandiosen Charakterkino.
Mildred Hayes (Frances McDormand) ist angewidert, dass die Polizei den Vergewaltiger und Mörder ihrer Tochter nicht gefunden hat. In einer spontanen Idee mietet sie drei Werbetafeln auf einer wenig befahrenen Strecke knapp außerhalb von Ebbing an und plakatiert drei kurze Sprüche - warum hat Polizeichef Willoughby (Woody Harrelson) nichts im Fall unternommen.
Die Werbetafeln lösen in der kleinen Stadt Wut-, Gewalt- und Racheexzesse aus. Es wird schlimmer, als Jason Dixon (Sam Rockwell), ein gewaltliebender Polizist, wütend wird und anfängt zu handeln.
In diesem Drama ist kaum eine Figur makellos, eher überholen sie sich gegenseitig auf dem Weg immer tiefer in die Verzweiflung und Hilflosigkeit. Die schauspielerische Leistung des Casts ist grandios. Ein widerlicher Charakter wie Dixon der wie ein dummer Süd-Staatler charakterisiert wird legt seine lange angelernten rassistischen Gedanken nie ab, findet aber trotz dessen Wert in seinem Glauben an die Wahrheit, selbst wenn er sie noch nicht gefunden hat. McDormand spielt die unglückliche Mutter durchweg tough, und dennoch sieht man ihrem Charakter die innere Hilflosigkeit an. Sie ist gebrochen, auf einem Rachefeldzug und zerstört dabei so einige unschuldige Nebenschauplätze, wunderbar gezeigt an ihrem Verhältnis zu ihrem zweiten Kind.
Der Film gibt keine stumpfe Rachegeschichte ab. Ganz im Gegenteil eröffnet das Drehbuch seinen Figuren unerwartete Entwicklungen für sie selbst und die die übergeordnete Geschichte die mich als Zuschauer gerne überraschten. Und heutzutage ist ein mutiges Drehbuch mit sovielen Grautönen eine so wunderbare Abwechslung zu den immer gleichen schwarz-weiß Zeichnungen der erfolgreichen Hollywood-Industrie, dass ich gar nicht genug Begeisterung dafür ausdrücken kann. Und das obwohl mich das Ende etwas wehmütig zurückließ. 9/10